Küss mich noch mal, Teufel!

Luzia ist die Gelassenheit in Person. Bis sie auf ihren Erzfeind trifft.

Luzia befindet sich auf dem besten Weg zur spirituellen Erleuchtung. Sie ernährt sich vegan, trinkt weder Kaffee noch Alkohol und verbannt jeden negativen Gedanken aus ihrem Kopf.  

Dann trifft sie auf Ian – einstigen Schulkollegen und Erzfeind Nummer 1. Von nun an gerät ihr Seelenfrieden ins Wanken. Als Ian ihr sogar den Traumjob vor der Nase wegschnappt, ist sich Luzia sicher: Er ist der personifizierte Teufel, gegen den nicht einmal Räucherstäbchen und Heilsteine etwas ausrichten können.

Leider ist der Teufel verdammt attraktiv. So muss Luzia nicht nur das Böse, sondern auch ihre aufkeimenden Gefühle bekämpfen.

 

Leserstimmen

"Ich musste teilweise echt lachen und mich zwingen, das Buch aus der Hand zu legen."

(Leserstimme von bookmarie_017)

 

"Ich habe echt oft gelacht. Aber so richtig. Immer wenn ich dachte, besser kann es gar nicht werden, wird es noch besser."

(Leserstimme von „leobooklove“)

 

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Thalia

 

 

 

 

Leseprobe

 

17. Kapitel

Genervt legte ich auf. Zu meinem Leidwesen hatte es zu regnen begonnen. Also stellte ich mich unter das Vordach und überlegte, was ich als Nächstes tun konnte. Meine Möglichkeiten waren überschaubar, um es optimistisch auszudrücken. Ich könnte natürlich lügen und behaupten, es gebe daheim einen Notfall und ich müsse sofort verschwinden. Doch leider gehörte ich zu den abergläubischen Personen, die davon überzeugt waren, dass sich dann die ausgesprochene Lüge sofort bewahrheiten würde. Nein, ich durfte meine Mutter nicht dazu missbrauchen – was, wenn es ihr tatsächlich schlecht ergehen würde? Aber ich könnte meine Mutter anrufen und sie darum bitten, mich anzurufen. Dann könnte ich vortäuschen, sofort nach Hause zu müssen, weil … weil Ilse einen Herzinfarkt hatte? Nein, das war keine Option. Ich müsste meiner Mutter danach Rede und Antwort stehen, warum und von wo sie mich weglotsen sollte. Und ein Verhör von Ma war noch schwieriger zu überstehen. Außerdem wollte ich natürlich nicht, dass Ilse tatsächlich einen Herzinfarkt erlitt. Mir blieb also nichts anderes übrig, als der Dinge zu harren, die da kommen mochten. Und sie kamen schnell.

»Geht es dir gut?«, fragte er in meinen Rücken. 

Ich drehte mich abrupt um und blickte ihm ins Gesicht. 

Zugegeben, er sah ein bisschen gehetzt aus. Wie zur Bestätigung drehte er sich um und blickte hinter sich. Als würde er sichergehen wollen, dass uns niemand beobachtete. Dann blickte er mich erwartungsvoll an.

»Natürlich geht es mir gut. Es geht mir sogar bestens. Im Grunde ging es mir noch nie besser!« Ich muss gestehen, wie ich mir so selbst zuhörte, klang ich ein wenig hysterisch. Meine Stimme erinnerte mich an meine Mutter, wenn sie glaubte, gerade einen Herzstillstand zu erleiden. Aber vielleicht hatte ich ja auch gerade einen? Okay, ich musste mich jetzt konzentrieren.

»Ich dachte mir, wir könnten vielleicht … eventuell einen Kaffee trinken. Irgendwann, wenn du Zeit hast?«

»Ich trinke keinen Kaffee. Der enthält zu viel Koffein.« Das war ja einfacher, als ich gedacht hatte.

Er lächelte. Seine schönen Zähne kamen dabei zum Vorschein. Ah ja, seine Mutter war ja Zahnärztin.

»So was hat mir Sienna schon erzählt. Wir können auch … einen koffeinfreien trinken? Oder auch … ein Soda?«

Wir können auch ein Gläschen Rattengift trinken. Also du. Und außerdem: Heißt das, ihr sprecht über mich? Habt ihr keine eigenen Themen? Sex zum Beispiel?

»Klar, irgendwann.« Vielleicht im nächsten Leben.

Und dann blickte er mich an und schwieg. Warum schwieg er? Warum hatte er mich angesprochen und schwieg nun? Das war doch nicht normal und machte mich noch nervöser. Moment! Konnte es sein, dass er ebenso nervös war? Wahrscheinlich hatte er Angst. Das war es! Er hatte Angst vor mir. Recht so! Aber warum eigentlich? Ah ja, Sienna! Dann war er ja total verknallt ihn sie. Noch schlimmer! Da bekam man ja Sodbrennen.

»Morgen Abend?«

»Äh … morgen Abend was?«

»Ja, morgen. Oder übermorgen. Hast du Zeit?«

Natürlich nicht. Ich hatte überhaupt keine Zeit. Weder heute noch morgen noch sonst irgendwann. Der hätte sich mal besser mit Bert besprechen und auf ein Lächeln von mir warten sollen. Eines, das nie gekommen wäre.

»Also, diese Woche ist es ganz schlecht. Meine Mutter wohnt bei mir.« Dumme Ausrede. Aber die einzige, die mir einfiel. Warum dachte ich mir eigentlich Ausreden aus? Warum konnte ich ihm nicht einfach sagen, er solle sich zum Teufel scheren? Natürlich wusste ich die Antwort: weil ich ein besserer Mensch war als er.

»Tatsächlich?«, fragte er und schaffte es dabei, seine Überraschung zu verbergen.

»Mhm.«

»Ist das nicht … ungewöhnlich?«

Ungewöhnlich? Das war überhaupt nicht ungewöhnlich. Das hatte ich mir immer schon gewünscht! 

»Nein, das ist sogar wunderbar! Wer möchte nicht so viel Zeit mit seiner Ma verbringen?«, jauchzte ich übertrieben und hätte mich dabei fast an meinem fröhlichen Glucksen verschluckt.

»Wie geht es ihr denn?« 

Also abgesehen von dem Umstand, dass Ronald sie verlassen hatte und Ilse ihr auf die Nerven ging und Flashi gerade Durchfall hatte (er hatte zu viel von meinem Achatwasser erwischt, na wenigstens halfen die Dinger einem Familienmitglied), ging es ihr gut. Und das war mehr, als ich von mir selbst behaupten konnte.

»Ganz gut.« Aber eigentlich hatte ich keine Lust, mit ihm über Ma zu sprechen. Oder über sonst irgendwas.

»Ich geh jetzt wieder«, murmelte ich und wollte mich an ihm vorbeidrücken.

»Luzia, ich …«, begann er. Sein Blick war müde, aber wahrscheinlich hatte er es die ganze Nacht mit Sienna getrieben.

»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wegen Sienna. Meinen Segen habt ihr.« Ich hatte es satt, ihn dauernd um mich zu haben. 

»Wie bitte?«, fragte er und klang dabei ernsthaft erstaunt.

»Ich will wieder zurück«, beharrte ich und schob mich an ihm vorbei. 

Er folgte mir hinein, zurück zu den anderen. Für die nächsten Minuten schaffte ich es, ihn zu ignorieren. Mit Argwohn stellte ich fest, dass Kim und er sich ganz gut verstanden. Sie fragte ihn allerlei und er erzählte freimütig. Er klang fast unschuldig dabei. Doch dann bemerkte ich es. Sie horchte ihn aus. Ihm schien dies nichts auszumachen, denn er plauderte fröhlich vor sich hin. 

Bis Bert lautstark verkündete, er habe Hunger. 

»Lasst uns doch in den Laden nebenan gehen!«, rief Ian.

»Oh nein! Wollt ihr etwa in diesen Fastfood-Laden?« Ich konnte es nicht fassen.

»Eigentlich … ja. Warum denn nicht?«, fragte er ahnungslos. 

Gott sei Dank hatte es Kim nicht die Sprache verschlagen, und sie klärte ihn über seine unglückliche Wahl auf.

»Weißt du, Luzia isst kein Fleisch.«

»Verstehe. Du bist Vegetarierin«, begann er. »Das ist doch toll, das wollte ich auch eine Zeitlang probieren. Hat aber nicht geklappt. Ich liebe Fleisch.« 

Ich verzog angeekelt das Gesicht. Er wollte es mal »probieren«. Das klang so, als wolle er einen anderen Handytarif testen. Als wäre das eine Sache, die mal eben so versuchen könnte. Fleischlos zu essen war eine Lebenseinstellung, kein Kleidungsstil, den man sich eben mal so zulegte.

»Sie isst auch sonst keine tierischen Produkte. Und trinkt keinen Alkohol«, ergänzte Kim.

»Ach so«, sagte er und sah mich dabei ein wenig mitleidig an, »ist das denn gesund?«

»Und wie das gesund ist! Es ist praktisch die gesündeste Art, sein Leben zu bestreiten. Menschen, die tierisches Eiweiß konsumieren, haben schlechtere Blutwerte, geringere Ausdauer und eine niedrigere Lebenserwartung.«

»Veganern wird allerdings eine geringere Zeugungsfähigkeit nachgesagt«, warf Bert ein. 

»Also ich bin ganz zufrieden mit meiner Zeugungsfähigkeit. Und mit meiner Ausdauer«, sprach Ian mit doppeldeutigem Lächeln. 

Das war ja ekelhaft!

»Nein ehrlich, ich finde es toll, wie du so enthaltsam lebst. So ohne Fleisch und ohne Alkohol. Ganz ohne Laster. Wirklich … beeindruckend.« 

Ich glaubte ihm kein Wort.

»Wir können natürlich auch woanders hingehen. Kein Problem«, sagte er freundlich.

»Ich will aber einen doppelten Fleisch-Burger«, beharrte Bert.

Schließlich zogen wir ab in Richtung Burger-Laden. Auf dem Weg unterhielt ich mich mit Bert und sprach ihm weiter Mut zu. Zumindest bemühte ich mich darum, da ich mit einem Ohr ein anderes Gespräch belauschen musste. Kim und Ian schlenderten gemütlich hinter uns und amüsierten sich prächtig. Er erzählte von einem lustigen Vorfall, den er in Brüssel erlebt hatte.

»… noch … nie erlebt … doch das war nicht mal … beim nächsten Mal ging es …« Kim lachte sich krumm. Und ich renkte mir fast einen Halswirbel aus.

»Verstehst du?«, sabotierte Bert meine feindlichen Abhörversuche.

»Ich verstehe dich, es ist schwer. Aber so ist sie eben.« Er sprach sicher noch immer von Chloe. Denn ein anderes Thema gab es bei Bert nicht.

»Wer?«

»Ähm … Chloe?«

»Aber ich spreche von Suzie!«

Suzie?! Wann war das denn passiert? Da hatte ich ja tatsächlich was verpasst. Also spitzte ich die Ohren.

»Ich muss ihr irgendwie begreiflich machen, dass wir niemals ein Paar werden. Sie versteht es einfach nicht!« 

Ein kurzes Update: Die süße Suzie wollte Bert, doch Bert wollte die dumme Chloe.

Während Bert so über Suzie lamentierte, fragte ich mich, warum die Liebe so kompliziert war. Warum mussten sich immer die falschen Leute ineinander verlieben? Warum konnte man sich nicht einfach in jemanden verlieben, der einen dann zurückliebte? Ganz einfach. Ohne irgendwelche Irrwege.

Vielleicht versteht sie es, wenn du endlich verstehst, dass das niemals was mit Chloe und dir wird, wollte ich sagen, hielt aber vorsichtshalber den Mund.

Wir waren sowieso im Haus der Gaumensünde angekommen. Die Männer bestellten natürlich das volle Programm, nur ein dezenter Seitenblick von Bert zu mir zeugte von ein wenig schlechtem Gewissen. Ian schien nichts dergleichen zu verspüren und orderte einen doppelten Fleischburger. Dann kam Kimi an die Reihe, die meinte, sich mit mir solidarisieren zu müssen. Sie bestellte einen Fischburger, was, nebenbei erwähnt, für mich keinerlei Unterschied machte. Aber schließlich konnte ich nicht die ganze Welt bekehren. Ein mildes Lächeln von mir gereichte ihr zu ihrem Seelenfrieden. Und dann war ich an der Reihe. 

»Eine Portion Pommes mit glutenfreier Mayo und milchfreiem Shake.« 

»Wir haben keine milchfreien Shakes.«

»Dann nur Pommes mit Mayo.«

Ein Kopfschütteln. »Es gibt keine glutenfreie Mayo.« 

»Dann glutenfreies Ketchup.«

Nada.

»Glutenfreie Süß-sauer-Sauce?«

Niente.

»Curry? Salsa?«

No. Schnauf.

»Dann Pommes. Ohne alles.«

Unzufrieden schlich ich mit meinem Tablett zu den anderen, um dort festzustellen, dass es nur zwei Einzeltische gab. Der eine war bereits mit Bert und Kim besetzt. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als mich an den anderen und zu Ian zu setzen. Sehnsüchtig schielte ich zu Kim und Bert hinüber und biss in ein ausgedörrtes Stück Pommes.

»Du hast immer so hübsche Anhänger?«

»Ich?« Sprach er etwa mit mir?

Er blickte auf mein Dekolleté, das freilag, und natürlich war es mein Anhänger, von dem er sprach. 

»Was bedeutet er?«

»Er beschützt mich vor negativen Energien. Und vor bösen Menschen.« Also eigentlich vor dir.

»Brauchst du denn Schutz?« Sein Blick war undeutbar, aber dauerte eindeutig zu lange.

»Zuweilen.«

»Und? Hilft er?« Er nahm einen Schluck von seinem Getränk.

Nicht wirklich, besonders in letzter Zeit. Ich nickte: »Meistens.«

»Du interessierst dich also für Esoterik.« 

Es lag keine Wertung in seiner Stimme. Es war einfach eine Aussage. Ich nickte.

»Und du?«, hörte ich mich zu meinem Entsetzen selbst fragen.

»Ich? Ehrlich gesagt, habe ich mich noch nie damit beschäftigt. Aber wenn du mich fragst, ob ich an solche Dinge glaube …« Er zuckte mit den Schultern. »Weißt du, ich habe ein halbes Jahr in Burma gelebt und dort sehr viel gesehen. Dinge, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Also, warum nicht?« Dann biss er genüsslich in seinen Burger. 

Wie gebannt starrte ich auf die Überreste des ehemals lebendigen Tieres, welches sich nun, in ein Brötchen gequetscht, zerkleinern lassen musste. Ian schien mein Blick gar nicht zu stören, er kaute munter weiter. Ich dagegen knabberte unglücklich an einem Pommes. In Schweigen und mit meinen unglücklichen Gedanken setzten wir unsere Mahlzeit fort, wobei meine Pommes mehr und mehr den Geschmack von eingetrockneten Zigarettenstummeln annahmen. 

»Ich muss ja heute unwiderstehlich aussehen«, sagte er.

»Entschuldige?« 

»Du starrst mich nämlich an.«

»Wie bitte?«

»Oder vielleicht gibt es ja etwas, das du mir sagen möchtest?«

»Ich starre dich überhaupt nicht an. Ich esse und sehe mir die Gegend an … die Leute und … diese wunderbar geschmacklose Einrichtung«, verteidigte ich mich, »und ich starre keineswegs dich an!« 

»Mhm, vielleicht hast du recht. Wahrscheinlich habe ich mir das eingebildet.« Er biss in seinen Burger.

»Das denke ich auch!« Was der wieder glaubte? Pah, er dachte sicherlich, er sei der Nabel der Welt. Typisch Mann! Solch eine Arroganz möchte man haben.

»Außerdem, warum sollte ich dich überhaupt anstarren?« Die Sache ließ mich nicht locker.

»Weil du mir vielleicht … etwas sagen möchtest?«, fragte er vorsichtig.

»Und was sollte das sein?«

»Nun, mir würde da schon eine Sache einfallen. Oder … mehrere.«

»Ich will dir überhaupt nichts sagen!« Und wenn ich dir etwas zu sagen hätte, würde ich es einfach tun«, rief ich aufgebracht und völlig überzogen. Doch während die Worte aus meinem Mund kamen, enttarnte ich sie als Lüge. Es gab eine Menge Dinge, die ich Ian Heydenburg sagen, ihm an den Kopf schleudern wollte. Warum hatte er mich benutzt? Warum hatte er mich verletzt? Warum hatte er seinen Spaß daran, mich zu quälen? Warum war er zurückgekommen? Warum, warum, warum? Doch nicht eine einzige dieser Fragen hatte ich ihm jemals gestellt.

»Okay.« Er aß genüsslich weiter.

Gar nichts war okay. Und es war mir niemals mehr bewusst als in diesem Augenblick. Unglücklich blickte ich zu Bert und Kim. Ob sie etwas davon ahnten, dass meine Gefühle gerade starke Turbulenzen erlitten? Sicherlich nicht, doch ein Blick auf Ian zeigte mir, dass einer sehr wohl etwas davon ahnte.

»Luzia, können wir uns nicht einfach treffen?«, kam es aus dem Nichts und schlug ein wie eine Bombe mit atomarer Kraft. 

Nun, er hatte mich zwar schon mal gefragt, aber diesmal war es anders. Es hatte etwas Vertrautes an sich.

»Warum?« Was anderes fiel mir nicht ein.

»Um zu sprechen. Nicht, dass du denkst, ich sei ein Stalker, aber es ist wirklich wichtig.«

»Aber wir sprechen doch.« 

»Ich meine … allein.«

»A… allein?« Stotterte ich vor mich hin, während mein Gehirn noch zu umreißen versuchte, was eigentlich Sache war. 

»Ja, allein. Nur wir zwei. Du und ich.«

Das wäre wahrscheinlich sinnvoll. Und vielleicht sogar angebracht. Doch dann kam mir Sienna in den Sinn und ich wusste, es war überhaupt nicht angebracht. 

»Wenn es um Sienna geht …«, warf ich ein.

»Ehrlich gesagt, will ich nicht mit dir über Sienna sprechen.«

Wie? Nicht über Sienna? Was hatte er denn sonst zu sagen? Außer vielleicht …

»Du weißt, worüber ich mit dir sprechen will.« Er sah drein, als meinte er es ernst. Ganz aufrichtig. Ohne Hintergedanken. Und ganz tief in mir regte sich ein Gefühl. Ein vertrautes Gefühl. Es begann, nach mir zu greifen, und für den Bruchteil von Sekunden schien es, als würde mein Herz aussetzen. Und niemand wunderte sich mehr als ich über die Worte, die tatsächlich und wahrhaftig aus meinem Mund kamen.

»Ich werde darüber nachdenken.«

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, das, wie ich zugeben muss, gar nicht verschlagen aussah. Und viel zu lange andauerte, um dann plötzlich in einen ernsten Gesichtsausdruck überzugehen, der mir noch weniger behagte. Es war so ein Blick der Marke »Hintergedanken, die niemand wissen möchte«. Sein Blick war gar nicht mehr unschuldig, er war sogar sehr schuldig und hatte auch gar nichts mehr mit Essen, Smalltalk oder sonst einer Naivität zu tun. Es war ein Blick, der Verbundenheit symbolisierte und die Gewissheit versprach, dass da noch mehr war. 

Mir wurde flau im Magen und ich zweifelte daran, dass es von den vertrockneten Pommes kam. Mein Herz begann zu stolpern. Betreten, auf der Suche nach einem Anker, der mich aus dieser Situation rettete, blickte ich zur Seite. Dem Himmel sei Dank, dass sein Burger bereits alle war, sonst hätte ich in meiner Verzweiflung womöglich noch hineingebissen. 

Zu meiner größten Freude erhob Kim das Wort.

»Können wir los?«

Ich stand so abrupt auf, dass ich fast den Tisch umkippte. Aus den Augenwinkeln sah ich ein verschmitztes Lächeln auf Ians Gesicht.

 

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