Happy Valentime

(Liebe in Vermoos 2)

Zwei beste Freunde, ein Zwillingsbruder und eine Wette, die alles auf den Kopf stellt.

Die Psychologiestudentin Tina hat für jedes männliche Verhalten eine psychologische Erklärung. Dennoch ist sie dauerhaft Single.

Ebenso wie ihr bester Freund Oliver, der als notorischer Junggeselle gilt. Um ihm zu einer Beziehung zu verhelfen, lässt sich Tina widerwillig auf eine Wette ein. Wer am Valentinstag eine Einladung zu einem Date bekommt, gewinnt. Glücklicherweise taucht ihr einstiger Jugendschwarm Ben auf und bittet sie um ein Treffen. Tina ist sich sicher, dass sie die Wette so gut wie gewonnen hat. Blöd nur, dass es sich bei Ben um Olivers Zwillingsbruder handelt und Tina immer an ihren besten Freund denken muss, wenn sie mit ihm zusammen ist. Als Oliver schließlich mit seiner neuen Flamme aufkreuzt, fahren Tinas Gefühle Achterbahn und ihre psychologischen Weisheiten helfen plötzlich keinen Deut weiter …

 

Eine "Friends to Lovers” - Komödie

Teil 2 der Liebe in Vermoos-Reihe. Jeder Band der Reihe ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig voneinander gelesen werden.

 

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Leseprobe

 

Eine Stunde später waren meine Freundinnen gegangen. Somit waren Oliver und ich wieder allein. Er sank aufs Sofa, legte die Beine hoch und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.  

»Ich habe nachgedacht«, sagte ich, bemüht, es beiläufig klingen zu lassen. Wenn er witterte, dass ich ihn zu etwas überreden wollte, würde er sofort dichtmachen.  

»Und worüber?« Sein Blick glitt über den Tassenrand hinweg zu mir hoch.

»Über Ellies Idee für die Wette. Ehrlich gesagt, finde ich sie gut.«

Er zog die dunklen Brauen zusammen. »Ernsthaft? Gestern klang das ganz anders.«

»Sie hat recht. Es ist an der Zeit, dass du etwas wagst.«

»Ich?« Er lachte. »Und was ist mit dir?«

»Ich würde natürlich auch jemanden treffen.«

»Du würdest also tatsächlich mit einem Typen ausgehen, ohne ihm gleich eine Diagnose zu verpassen?«

»Das tue ich doch gar nicht! Ich unterhalte mich und interessiere mich für meine Mitmenschen.«

»Von deinem sogenannten Interesse könnte ich mir etwas für meine Verhörmethodik abschauen. Du quetschst die Leute aus.« 

»Unsinn. Sie erzählen mir nur zu bereitwillig von sich. Außerdem treffe ich mich sehr wohl auch mit problembehafteten Männern öfter als ein Mal.«

»Wann?« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

»Erinnerst du dich nicht an den Typen, der kein Restaurant betrat, aus Angst, eine Lebensmittelvergiftung zu bekommen?« »Natürlich, er hat immer frisch für dich gekocht.«  

»Mit Latexhandschuhen! Dennoch ging ich öfter mit ihm aus.« Genau genommen dreimal.

»Willst du einen Orden dafür?«

Da fiel mir noch einer ein. »Oder der Typ, der seine Unterhosen nach geraden Tagen wählte.« Nicht, dass ich sie einmal gesehen hätte.  

»Er trug wenigstens welche. Ich kenne genügend Männer, die darauf verzichten.«  

»Stopp, ich will das nicht hören!« Ich hob abwehrend die Hand. »Was ich damit sagen will, ist, dass ich sehr wohl mit problematischen Männern ausgehe.«

Er schien zu überlegen. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du dem Latex-Typ einen persönlichen Therapieplan erstellt und versucht, den Unterhosen-Bundy davon zu überzeugen, sich selbst einzuweisen. Also unter Romantik stelle ich mir etwas anderes vor.«

»Ach, weil du so viel Ahnung davon hast.« Ich stemmte die Hände in die Hüften.

»Und wie, besonders von präkoitaler.« Er zwinkerte mir zu und ich verdrehte die Augen.“

„Tina, du meidest Beziehungen wie der Teufel das Weihwasser. Und ich glaube auch, den Grund dafür zu kennen. Das machst du, um dich zu schützen.«

»Danke für die Analyse, Doktor Freud.«

»Gerne, ich bin eben nicht nur gut aussehend, sondern auch klug.« Er strahlte mich an, sodass auf seinen Wangen seine berüchtigten Grübchen entstanden. Es war genau dieses Lächeln, für das die Frauen vor ihm auf die Knie sanken. Und das mich in den Wahnsinn trieb.

»Welch Glück ich doch mit dir an meiner Seite habe«, sagte ich sarkastisch.  

Er nippte an seinem Kaffee, dann lächelte er. »Ich meine es ernst. Sobald ein Mann ein Verhalten wie aus deinem Handbuch für psychische Auffälligkeiten zeigt, schießt du ihn ab.«

»Das ist nicht wahr! Du bist das beste Beispiel dafür, denn du bist die personifizierte Auffälligkeit. Bindungsängste, Größenwahn.« »Ich habe keinen Größenwahn!«

»Und ob du den hast. Dennoch bist du mein bester Freund.«

»Aber du würdest niemals mit mir ausgehen.«

Der Gedanke an ein romantisches Date mit Oliver war mehr als irritierend. »Natürlich nicht.« Ich schenkte ihm ein böses Grinsen, während ich die Kissen etwas kräftiger schüttelte, in der Hoffnung, die aufsteigende Unruhe in mir loszuwerden.  

Er stützte die Ellenbogen auf die Knie, sein Blick war auf mich geheftet. »Du hast recht, vielleicht ist die Idee mit der Wette gut. Du könntest mit einem Mann ausgehen, ohne ihn zu analysieren. Nicht jeder Typ ist wie dein Vater.«

Ich hielt kurz die Luft an. Augenblicklich verknotete sich mein Magen. »Wenn ich durch meine Fragen das Risiko, auf einen Lügner zu treffen, nur um ein Prozent minimieren kann, habe ich bereits gewonnen.«

Schnell wandte ich mein brennendes Gesicht ab und legte das Plaid zusammen. »Was ist mit dir?«, fragte ich, um von mir abzulenken.  

Er verschluckte sich prompt an seinem Kaffee. »Was soll mit mir sein?«

»Du könntest deine Einstellung ebenso überdenken.«  

Er rieb sich die Stirn. »Ich könnte auch einfach den Müll rausbringen.« Ich stöhnte. »Versuch es noch mal.«

»Ernsthaft, was genau soll ich denn überdenken?«

»Ach, bei mir ist es notwendig und bei dir nicht?« Ich schubste seine Füße an, die auf dem Couchtisch lagen, woraufhin er ein wenig wankte und sein Kaffee gefährlich ins Schwanken kam.

»Hey!« Er setzte sich auf. Eine Antwort auf meine Frage blieb er mir schuldig. Doch ich kannte ihn gut. Deshalb wusste ich, dass er sich ebenso verändern musste. Oliver war das Paradebeispiel eines Junggesellen. Er mied Beziehungen wie Syphilis und konnte keine emotionale Bindung eingehen, was in Anbetracht seiner Kindheit verständlich war. Somit brachte er die schlechtesten Voraussetzungen für eine Partnerschaft mit. Es war mir ein Rätsel, weshalb er, was unsere Freundschaft betraf, so zuverlässig war. Diese Wette könnte tatsächlich die Lösung für seine Probleme bieten. »Wenn ich über meinen Schatten springen und offener gegenüber Beziehungen sein soll, könntest du ruhig in Betracht ziehen, eine Frau mehr als dreimal zu daten. Es muss auch niemand Neues sein, Mrs. Right ist vielleicht schon Teil deines Umfelds. Du solltest einer Partnerschaft eine ernsthafte Chance geben.«

»Was genau meinst du mit Chance?«

»Oliver, du bist zweiunddreißig und hattest noch nie eine Beziehung.«

»Ich hatte sogar etliche Beziehungen.«

»Ich erinnere mich an keine einzige. Die meisten Verabredungen mit Frauen finden bei dir im Schlafzimmer statt. Das sind keine Beziehungen.«

»Und dennoch sind sie meist von längerer Dauer als deine Bekanntschaften.« Er grinste und ich stieß ein Seufzen aus. »Was schlägst du vor? Dass ich die nächste Bekanntschaft heirate?«

»Ich schlage vor, dass du dich öfters mit einer Frau triffst und Dinge außerhalb des Schlafzimmers mit der Dame deines Interesses unternimmst. Sie näher kennenlernst.«

»Ich kenne meine Partnerinnen sogar sehr gut.«  

»Partnerinnen! Dass ich nicht lache, das Wort ist reinste Blasphemie. Eine Frau, die sich mit dir ein Bett teilt, ist keine Partnerin.« 

Und ich würde es ihm sogleich beweisen. »Was ist denn Helens Lieblingsessen?«  

»Wieso sprechen wir jetzt von Helen?«

»Sie ist doch deine sogenannte Partnerin.«  

»Helen ist nicht so der Koch-Typ.«

»Sie ernährt sich also von Luft?«

Er zuckte mit den Schultern. »Sie bestellt immer das Curry-Chicken vom Lieferservice.«

Ich hob die Augenbrauen. »Was ist ihre beste Eigenschaft?«

»Die willst du nicht wissen«, sagte er und zauberte ein schmutziges Lächeln auf seine Lippen.

Wahrscheinlich hatte er damit sogar recht. »Wie viele Geschwister hat sie?«

»Was sind denn das für Fragen? Keine Ahnung.« Er fuhr sich durchs Haar. »Dafür kenne ich ihre BH-Größe.«

»Und was hat ihre BH-Größe mit ihrer Bindungsfähigkeit zu tun?«

»Mit ihrer nichts, aber mit meiner. Du kennst meine Vorlieben.«

»Du minimierst Frauen zu Sexobjekten, um emotionale Nähe zu vermeiden. Dieses Verhalten ist definitiv psychisch auffällig.«

»Das ist doch Quatsch. Wenn ich das tun würde, gäbe es unsere Freundschaft nicht.«

»Ich denke, du bist mit mir befreundet, weil wir uns ewig kennen. Außerdem bin ich nicht dein Typ und kann dir somit nicht gefährlich werden.«

Er sah angepisst drein. »Ich bin mit dir befreundet, weil ich dich liebe. Du bist neben Ben der wichtigste Mensch in meinem Leben. Und jetzt sag mir noch mal, dass ich keine emotionale Bindung zu einer Frau aufbauen kann.«

»Mhm«, murmelte ich. »Ein Punkt für dich.«

»Du willst also, dass ich einer Frau eine Chance auf eine Partnerschaft gebe?«

»Richtig. Zum Beispiel der netten Dame von gestern.«

Er krauste die Stirn und schaute zu mir hoch. »Fang nicht wieder von ihr an. Sie ist nicht mein Typ, das sagte ich doch bereits.«

»Vielleicht solltest du die Frauen in deinem Umfeld mit anderen Augen betrachten und auch jenen eine Chance geben, die nicht dein Typ sind«, schlug ich vor.

Er seufzte. »Warum sprechen wir eigentlich noch immer über mich?«

»Weil du derjenige bist, der ein Problem hat.« Ich grinste auf ihn hinab.  

»Du bist ganz schön vorlaut.« Sein Blick bohrte sich in meinen. »Na gut, wir machen die Sache mit der Liebeswette.«

Ich klatschte freudig in die Hände. »Es gewinnt derjenige von uns, der zum Valentinstag ein Date hat. Und zwar mit jemanden, den man vorher bereits mehrmals getroffen hat.«

Olivers Mimik brach in sich zusammen.

Ich lächelte unschuldig. »Dann ist es für uns beide eine echte Challenge.« Besonders für ihn. Ich musste natürlich Ben davon überzeugen, dass er mich öfter als einmal treffen wollte. Doch ich nahm an, dass dies das kleinste Problem sein sollte. Für Oliver würde es viel schwerer sein, Dinge mit der Dame seiner Wahl zu unternehmen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass er nur so ausgefallene Aktivitäten wie Klettern, Paragleiten und Bungee-Jumping liebte. Und das am liebsten allein.  

»Okay«, sagte er zerknirscht. Seine Kiefer mahlten.  

»Ich setze noch eins drauf, damit es spannender wird.« Und mir einen gehörigen Vorteil verschaffte. »Es gewinnt derjenige, der eine Rose und eine Einladung zum Date bekommt. Und damit du nicht auf die Idee kommst, selbst wen einzuladen, ist die Karte der Beweis.«

Er hob die Hand. »Oh nein! Das ist nicht fair, es ist viel einfacher für eine Frau, eine Karte und eine Rose zu bekommen, als umgekehrt.«

»Das stimmt nicht, Frauen schenken bloß ihren Bettgeschichten keine Karte oder Blumen. Du musst dich eben ins Zeug legen und deine Energie in andere Dinge als Schlafzimmerakrobatik stecken.«

Er lachte schallend. »Das machst du absichtlich, nicht wahr?«  

»Jetzt ist es auch für dich eine echte Herausforderung und die liebst du doch.« Ich grinste. »Für mich ist es viel schwerer als für dich, schließlich trage ich mein Herz nicht auf der Zunge.«

»Ich gebe dir einen Tipp, hör einfach auf, die Typen zu analysieren. Wer weiß, vielleicht hast du dann zum Valentinstag die Liebe deines Lebens gefunden.“

Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, worauf ich mich eingelassen hatte. Seit dem Vorfall am See hatte ich nie wieder eine Karte geschrieben oder diesen Tag in irgendeiner Weise zelebriert. Aus gutem Grund. Ich biss mir auf die Unterlippe.

»Du kannst natürlich auch kneifen und das Hotel auf Bali gerne selbst bezahlen. Und deinen täglichen Long Island Ice Tea, denn diesmal lass ich dich definitiv nicht gewinnen.«

»Du hast mich noch nie gewinnen lassen«, konterte ich. Doch das stimmte nicht ganz. Zuvor schon hatte ich die Vermutung gehabt, dass Oliver gegen Ende unserer Wetten absichtlich verloren hatte. Als es im letzten Jahr ums Malern der Wohnung gegangen war, hatte er fast alle Räume fertig gestrichen. Kurz vor Ablauf der Zeit hatte er dann den Pinsel fallen lassen und aufgegeben. Ich hatte nur ein halbes Zimmer streichen müssen, dennoch hatte ich gewonnen und mir die Hotelrechnung von dreihundert Euro erspart.  Auch dieses Jahr war ich fest entschlossen, die Wette zu gewinnen. Mir war zwar weiterhin nicht wohl dabei, ausgerechnet am Valentinstag ein Date zu haben, aber ich würde keinen Rückzieher machen. Endlich war Oliver bereit, sich ernsthaft auf eine Frau einzulassen. Diese Gelegenheit würde sich so schnell nicht wieder bieten. Ich lächelte zuversichtlich. »Dann machen wir es so. Wir springen beide über unsere Schatten.« Für einen Moment ploppte die Frage in meinem Kopf auf, was Oliver dazu sagen würde, wenn er erfuhr, dass ich seinen Zwillingsbruder traf. Aber ich schob den Gedanken schnell beiseite. Was sollte er schon dazu sagen? Sicherlich war es ihm egal.  

»Es ist also beschlossen. Wer zum Valentinstag eine Rose und eine Einladungskarte zu einem Date bekommt, gewinnt«, sagte er.

»Mit jemandem, den wir bereits getroffen haben«, konkretisierte ich und er nickte. Da fiel mir noch etwas ein. »Was machen wir, wenn wir beide eine Karte erhalten sollten?«

Oliver zuckte mit den Schultern. »Dann kommt jeder für seine eigenen Kosten auf. Es wäre zwar nur halb so witzig, aber fair.«

Ich lächelte zuversichtlich. »Abgemacht.«

Ein siegessicheres Grinsen erschien auf seinen Lippen. »Zieh dich warm an, Babe. Ich hab so gut wie gewonnen.«

Das würden wir sehen.

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