Schlaf weiter, Liebling!

Linn erträumt sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt. Blöd, wenn alles anders kommt …

In Linns Leben läuft es rund: Sie ist frischgebackene Hausbesitzerin und so gut wie verlobt. Dass ihr Angebeteter Adam bereits gebunden ist und die erträumte Villa sich als bessere Gartenhütte entpuppt, blendet sie heldenhaft aus. So, wie auch alles andere Unangenehme in ihrem Leben, denn Linns Lebens- und Liebesmotto ist: Wenn man ein Problem nur lange genug ignoriert, löst es sich irgendwann in Luft auf. 

Dass sie trotz ihrer rosaroten Einstellung nachts kein Auge zubekommt, versteht sie nun wirklich nicht. Als ihr Bruder sie um einen Gefallen bittet, willigt Linn ahnungslos ein – und holt sich mit dem unverschämten Connor das nächste Problem ins Haus. Bis sie ihre rosarote Brille ablegt …

 

Leserstimmen

"Das Buch war wirklich zum Totlachen! Ich habe mich köstlich amüsiert!"

(Amazon Rezensent)

 

"Ich hab so gelacht und das Buch in einem Zug durchgelesen."

(Leserstimme von „nine_cakes.and.books“)

 

Amazon

Thalia

 

 

 

 

Leseprobe

 

Am Nachmittag fiel mir ein, dass Viktor am nächsten Tag kommen würde. Das war gut so, denn ich hatte vor, am Wochenende meine Einweihungsfeier steigen zu lassen. Dennoch: Ich hatte ihn vollkommen vergessen! Allem Anschein nach hatte ich ihm gegenüber die gleiche Gleichgültigkeit entwickelte wie er gegenüber mir.

Dennoch musste meine Küche bis Samstag fertig werden. Das bedeutete, ich würde auf der Stelle die fehlenden Teile besorgen müssen. Also eilte ich in den nächsten Baumarkt und kam auch schon nach drei Stunden wieder raus. Ich wollte nur nach Hause, eine Kleinigkeit essen und ins Bett.

Als ich endlich daheim ankam und die Tür aufsperrte, kam mir ein merkwürdiger Geruch entgegen. Grauen machte sich in mir breit. War mein nigelnagelneues Haus gerade dabei abzufackeln? Panisch rannte ich in die Küche. Wie eine Wahnsinnige blickte ich um mich. Da war kein Feuer.

Stattdessen stand da Connor und fragte: »Geht es dir nicht gut? Du siehst irgendwie merkwürdig drein.«

»Was ist das? Was riecht hier so?«, schrie ich völlig verstört.

»Oh das, das ist der Truthahn. Ah, jetzt verstehe ich! Du dachtest wohl, ich würde deine Küche abfackeln!«, sagte er und begann schallend zu lachen. Ich starrte ihn wie eine BSE-infizierte Kuh an.

Dann blickte ich mich um. Das Haus schien noch zu stehen. Danach sah ich wieder Connor an, der sich gar nicht einkriegen konnte vor Lachen. Da ging der Vorhang vor meinem geistigen Auge hoch und ich musste ebenfalls lachen. 

»Ich habe heute Abend Zeit und wollte dir ein Dinner zubereiten, als kleines Dankeschön für deine Gastfreundschaft.«

Ich war gerührt, konnte aber nicht umhin, ihn zu hänseln. »Ich dachte, du wolltest mit mir um die Häuser ziehen, wenn du Zeit hast?«, neckte ich ihn.

»Ach Linn, ich bin ein miserabler Tänzer. Ich fürchte, du hättest keine Freude an mir«, meinte er entschuldigend.

»Nun, das hätte ich gern selbst beurteilt«, scherzte ich.

Er hatte alles perfekt vorbereitet, den Tisch gedeckt. Er hatte sogar einen guten Wein besorgt, richtig guten, nicht solchen Fusel, den ich immer kaufte. Das Essen war fantastisch.

Wir sprachen hauptsächlich von der Arbeit. Anschließend setzten wir uns mit unseren Gläsern auf die Terrasse in den frisch gemähten Garten. Es war ein milder Herbstabend und die Sonne spendete die letzten Strahlen.

»Vielen Dank für dieses wunderbare Essen. Du kannst gut kochen«, sagte ich.

»Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat.«

»Die Frauen müssen dir doch zu Füßen liegen bei diesen Künsten.« Die indirekte Frage kam völlig unkontrolliert aus meinem Mund. Was ist bloß in mich gefahren?

»Möchtest du wissen, ob ich für jede Frau koche oder ob ich eine Freundin habe?« Er sah mich an und sein Blick verweilte drei Sekunden zu lange auf mir. Schnell wandte ich mich ab und starrte auf die hässliche Tischdecke. »Nun, in beiden Fällen ist die Antwort nein«, kam er meiner Antwort zuvor.

So genau wollte ich das gar nicht wissen, aber nun, da es gesagt war, konnte es mir auch recht sein. »Ich wollte gar nichts wissen. Das war ein Scherz«, log ich.

Connor ging gar nicht weiter auf meine Äußerung ein. Er blickte in den Garten, sein Gesicht geradeaus gerichtet. Für eine kurze Zeit war eine unangenehme Spannung zwischen uns.

»Wie lange leidest du schon an Schlafstörungen?«

Was? Wie konnte er das wissen? Hatte Paul ihm was erzählt?

Er schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er sagte: »Paul hat nichts gesagt. Meine Mutter litt jahrelang unter massiven Schlafstörungen.«

Mehr sagte er nicht.

»Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr. Aber ich habe sie nicht immer. Nur ab und zu.« Keine Ahnung, warum ich ihm das erzählte. Aber seine sanfte Art wirkte beruhigend auf mich.

»Meistens haben sie tief gehende Gründe.«

»Danke für die Diagnose«, witzelte ich.

»Hast du dir schon mal überlegt, dir professionelle Hilfe zu holen?« Seine Stimme klang vorsichtig. Dennoch verspürte ich Unbehagen.

»Nein, ich nehme keine Medikamente.«

»Das meinte ich nicht. Ich meinte therapeutische. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit.«

»Vielen Dank, ich weiß selbst, was gut für mich ist«, fuhr ich ihn an.

Langsam wurde ich wütend. Der Typ saß da, als wäre er in ›Jenseits von Afrika‹, und gab mir gute Ratschläge. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Dass er bei mir wohnte, erlaubte ihm noch lange nicht, sich in mein Leben einzumischen! Ich weiß nicht genau, woran er bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, aber er ruderte sofort zurück.

»Sieh das bitte nicht als einen Rat von mir, denn das ist es nicht. Es war nur ein Gedanke, der mir gerade in den Sinn kam.«

Damit war das Thema für ihn beendet. Er begann von Irland und seiner Familie zu erzählen. Ich entspannte mich wieder und hörte ihm aufmerksam zu. Mit einem sonderbar warmen Gefühl stellte ich fest, dass es das erste Mal war, dass ein Mann neben mir saß und völlig freiwillig und zwanglos von sich erzählte.

Auf einmal wandte er den Kopf, blickte mich unverwandt an und sagte: »Und was ist mit dir und deinem Freund?«

Ich war völlig perplex. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dieser Frage. Aber wahrscheinlich war er nur neugierig, ob ich einen Freund hatte, also drehte ich den Spieß nun um: »Möchtest du wissen, ob ich einen Freund habe?«

»Ich weiß, dass du einen hast. Aber ich denke mir, es ist sicher nicht einfach, einen Menschen, den man liebt, zu teilen.«

Wie bitte? Ich war entsetzt. War der Mann Hellseher oder was? Ich blickte ihn völlig fassungslos an fassungslos an. »Woher weißt du das?«, stammelte ich.

Blitzschnell überlegte ich, ob Adam einen Ehering trug, den er entdeckt haben könnte.

Aber er kam mir schon zuvor mit seinen Überlegungen. »Weißt du, wenn ein Mann niemals bei seiner Freundin schläft, ist er entweder tief katholisch oder verheiratet. Und da er keinen besonders religiösen Eindruck machte, setze ich auf letzteres.«

»Und wenn schon!«, fauchte ich ihn an. Wie kam er dazu, sich solche Frechheiten mir gegenüber herauszunehmen? »Außerdem geht dich das gar nichts an! Ich … ich …«, stammelte ich. Ich war fassungslos. Aber da war auch ein anderes Gefühl. Ganz tief in mir. Scham.

»Du brauchst dich doch nicht zu verteidigen!«, beeilte er sich. »Es ist mir vollkommen gleich, ob er verheiratet ist oder nicht. Es interessiert mich überhaupt nicht. Ich wollte nur wissen, wie es dir geht.“

Plötzlich war mir, als würde ein Schalter in mir umgeschaltet werden und eine ungeheure Wut stieg in mir hoch. Und sie landete ohne Umwege auf meiner Zunge.

»Jetzt tu bloß nicht so scheinheilig«, schleuderte ich ihm entgegen. »Ich weiß ganz genau, was für einer du bist! Paul hat mir nämlich alles erzählt!« Ich wusste zwar nicht genau, was Paul mir erzählt haben sollte, aber der Gute hatte sicher auch genügend Dreck am Stecken. Und ein Ertrinkender griff ja bekanntlich nach jedem Strohhalm.

Jedoch schien meine Aussage ihre Wirkung verfehlt zu haben. Denn Connor stand, so schien mir, völlig unberührt auf und sagte: »Es tut mir leid, falls ich dir zu nahe getreten sein sollte. Das war nicht meine Absicht. Ich werde jetzt besser nach oben gehen, bevor wir beide etwas sagen, das wir später bereuen. Gute Nacht.«

Das war ja der Gipfel der Unverschämtheit! Wie konnte er jetzt gehen, wo ich so richtig in Fahrt gekommen war? Zuerst beleidigte er mich zutiefst, und dann zog er einfach ab und ließ mich wie ein dummes kleines Ding sitzen!  Aaaaah! Ich wollte ihm noch nachschreien, aber er war schon weg. Ich ärgerte mich maßlos. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein, mir diesen Verschwörer ins Nest zu setzen! Der ist die längste Zeit Untermieter gewesen, der kann sich eine neue Bleibe suchen! Und die Party kann er auch streichen! Er wird ausgeladen, noch bevor er eingeladen wird! Dieser arrogante, selbstgefällige … grrr!

Ich bebte innerlich vor Zorn.  Der Gedanke, dass Mister Saubermann seelenruhig in seinem Bett lag, machte mich fast noch wütender. Aber schließlich und endlich konnte ich auch schwer zu ihm raufgehen und ihn aus seinem Bett werfen. Also würde mir nichts anderes übrig bleiben, als das Geschehene zu akzeptieren und mich in mein Bett zu begeben.

Missmutig schlief ich ein. Vierzig Minuten später wachte ich hellwach auf. Nicht schon wieder! Aber ich hätte es mir natürlich denken können. Ich war noch viel zu geladen, um ruhig schlafen zu können. Diese Nacht konnte ich abschreiben.

Während ich so im Dunkeln an die Decke starrte, dachte ich an gerade eben, wie einfühlsam und fürsorglich Connor gewesen war, als ich nicht schlafen konnte. Es ärgerte mich, dass sich die Dinge so entwickelt hatten. Ich mochte ihn irgendwie und der Streit hatte einen Keil zwischen uns und die Chance einer möglichen Freundschaft getrieben.

Aber will ich das überhaupt? Eine Freundschaft?

Ich kannte ihn natürlich kaum, aber in der Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, hatte ich mich wohlgefühlt. Außerdem ging von ihm keinerlei Gefahr aus, dass es mehr werden könnte. Er wirkte einfach nicht anziehend auf mich. Er sah sicherlich nicht schlecht aus, aber auf mich hatte es keinerlei Auswirkung und das war gut so.

Nun war ich traurig und wütend zugleich über unsere Auseinandersetzung. Wie hatte es nur soweit kommen können? Was hatte er eigentlich gesagt und warum hatte mich das so wütend gemacht? War meine Reaktion übertrieben gewesen?

Irgendwann, fünf Stunden und zirka zwei Millionen fruchtloser Gedankengänge später, stand ich auf und machte mir Kaffee. Als es Zeit fürs Büro war, zog ich mich an und fuhr zur Arbeit.

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